03.03.2024
Glückserlebnis.
Eine Woche lang mit einer Bildkomposition nicht wirklich zufrieden - so als ob ein Nieser nicht rauswill.
Alles probiert, aber der Finger lässt sich nicht drauflegen.
Gestern Verzweiflung, Aufgabe steht im Raum.
Ich beginne aufzuräumen und zupfe ein paar Seidenfasern vom Pullover - wo kommen die denn her?
Filznadel zur Hand. Das strahlende Seidenweiß verändert das Bild, obwohl sparsam verwendet.
Glücksgefühl, leicht im Kopf.
Das zweite Werk meiner neuen Serie "Schattenflüstern, Lichtgesänge" ist somit vollendet, ein drittes wird folgen.
Macht dich der Ausschnitt neugierig auf die Serie?
01.03.2024
Wie funktioniert Nassfilzen? Ein bissl Theorie.
Die Schafwollfaser wird von einer Schuppendecke umhüllt, die dem Aufbau eines Palmenstammes ähnelt. Schon mit einem einfachen Mikroskop lässt sich diese schuppige Struktur sichtbar machen. Beim Nassfilzen mit warmer Seifenlauge wird der pH-Wert der Wolle verändert, wodurch die Fasern aufquellen und sich die Schuppenschicht öffnet. Durch Bewegung wie z.B. Reiben können die Fasern nun irreversibel miteinander verhakt werden. Auch das Schrumpfen des Filzstücks wird damit erklärt.
Und halt mal - Nassfilzen? Gibt es denn auch Trockenfilzen? Ja, gibt es! Für das Trocken- oder Nadelfilzen benötigt man Filznadeln. Diese besitzen Widerhaken, mit denen sich bei jedem Einstechen die Fasern der Schafwolle ineinander „verfilzen“. Als Unterlage dient meist ein Schwamm oder Schaumstoff.
Dieses Verfahren wird besonders für 3D-Werke gerne genutzt. Ich persönlich filze lieber nass, da dies dem Malprozess viel ähnlicher ist und wunderschöne Verläufe erzielt werden können. Zur Verfeinerung sind die Nadeln aber unerlässlich.
Schon spannend, oder?
28.02.2024
Mein erstes Mal
Es ist ein frostiger Wintertag im Dezember 2014, 5 Uhr morgens. Ich hänge über der Badewanne und
platziere vorsichtig eine dünne Lage Wollfasern auf eine Luftpolsterfolie. Dann noch eine Lage, entgegengesetzt zur ersten. Und noch eine, in der gleichen Richtung wie die erste
Lage.
Gestern ist das Päckchen mit dem Filz-Starterset gekommen. Ich habe es niemandem gesagt. Kann auf Kommentare wie „Ach, schon wieder ein neues Hobby, liab“ gut verzichten.
Ja, ich suche noch einen Auslass für meine Kreativität und habe schon viel probiert. Na und?
Rührt sich wer im Schlafzimmer? Nein. Also weiter. Warmes Wasser, in dem ein bißchen
Seife aufgelöst ist. Bloss nicht zu viel! Eine kleine Ballbrause war in dem Set, mit der sich die Seifenlösung gut auf der Wolle verteilen lässt. Wird es die erwartete Überschwemmung geben? Nö,
hält sich in Grenzen.
Meine Zehen werden kalt, mein Rücken protestiert, aber ich mache weiter. Hier ist ein Haufen nasser Wollfasern, der ein zusammenhängendes Stück Filz
ergeben soll… Ich glaube nicht wirklich daran. Gleichzeitig dieses merkwürdige Gefühl: Wenn das nicht funktioniert, ist die Enttäuschung unerträglich, ich habe so viel Hoffnung darin gesetzt.
Warum? Ich weiß es nicht.
Die Wollmasse mit Luftpolsterfolie bedecken. Ein bißchen Seifenlösung, damit die Hände gleiten. Leicht massieren, dann stärker. Die Fasern müssen sich
ineinander verhaken, heißt es. Langsam, ängstlich hebe ich die Folie an und gucke auf die Bescherung. Ha – da hat sich wirklich was verfestigt!
Noch eine Weile kräftig reiben,
bis sich keine Fasern mehr hochziehen lassen. Dann in die Folie einwickeln und rollen, von jeder Seite 50 mal. Der Filzlappen schrumpft und wird immer stabiler, und ich fühle mich plötzlich
euphorisch. Das ist TOLL, das ist was für mich!
Heute bringe ich dieses Bild in eine Ausstellung.
Zehn Jahre danach empfinde ich diesen Prozess immer noch
als magisch, und meine Bilder strahlen etwas von diese Magie aus. Sagen meine Kunden.
Und nein, ich hänge beim Filzen nicht mehr über der Badewanne 😉
Morgen
gibt es ein bißchen Chemie und – wozu brauche ich eine Filznadel?
22.02.2024
Wie entsteht ein Filzgemälde?
Nicht so schnell - was in aller Welt ist Filzen überhaupt?
Hier
die allerbasigsten Basics:
Wolle + Wasser + Seife = Filz
Lasst das mal bis morgen sacken 😁
20.2.2024
Willkommen auf meiner Blogseite!
Ich bin Susanne Weber, Österreichs Alleinunterhalterin in einer ganz besonderen Kunstform: Gemälde, nicht aus Farbe, sondern aus Wolle.
Ja, richtig gehört – Wolle! Mit jeder Faser erzähle ich Geschichten, fange Emotionen ein und bringe die Schönheit der Natur zum Ausdruck.
Dies ist nicht nur das älteste textile Handwerk der Welt; es ist eine Reise durch Farben, Texturen und die unendlichen Möglichkeiten der Kreativität.
Warum Wolle, fragt ihr euch? Weil sie Wärme, Tiefe und eine unvergleichliche Haptik bietet, die jedes Kunstwerk nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar macht. Jedes Stück ist ein Dialog zwischen mir und dem Material, eine Hommage an die die unendlichen Möglichkeiten der Kreativität.
Ich lade euch ein, mich auf dieser faszinierenden Reise mit dem ältesten textilen Handwerk der Welt zu begleiten. Entdeckt mit mir die Magie der Filzkunst, wo Tradition auf Innovation trifft und jedes Werk eine eigene Seele hat.
Bleibt dran für Einblicke in meine neuesten Kreationen und die Geschichten, die sie erzählen.